…lass ich lieber weg. Und das nun schon seit mehr als einem Monat. Denn statt guter Neujahrsvorsätze nahm ich mir diesmal ein Experiment vor: Weizenfreie Ernährung.
Ich bin ja eigentlich kein Ernährungshipster. Mit den Jutebeutel-Trägern und Soy-Chai-Latte-Trinkern lasse ich mich ja meinetwegen noch in eine Schublade stecken, aber all diese Diät-Absolutisten waren mir bisher immer zuwider. Gerade jene, die sonst Individualität und Toleranz predigen, sind plötzlich laktose- oder fructose-intolerant und reagieren hypernervös auf Brotkrumen. Ich vertraue da tatsächlich auf die Wissenschaft und behaupte: Die spinnen doch alle. Oder zumindest viele.
Denn dass sich aus neuen Ernährungstrends plötzlich ganze Volkskrankheiten entwickeln, halte ich für mehr als fragwürdig. Ich halte es nach der Devise: Jeder sollte das essen, was ihm schmeckt und was ihm gut tut. Womit wir auch schon bei meinem kleinen Experiment wären. Als mir „Die Weizenwampe“ kurz vor dem Start in meinen Weihnachtsurlaub in die Hände fiel, hatte ich noch tiefe Skepsisfalten auf der Stirn. Ein Bestseller, der die glutenfreien Regale im Supermarkt zum Wachsen bringt. Und doch wanderte das Buch in meine Reisetasche. Was soll’s, bevor ich „50 Shades of Grey“ lese, peinige ich mich doch lieber mit der chemischen Zusammensetzung meines Früchtemüslis und züchtige mich mit glutenfreien Salzstangen.
Doch das Buch verfehlte auch bei mir tatsächlich nicht seine Wirkung. All diese waghalsigen Theorien, die William Davis dort schildert und im Laufe seiner ärztlichen Laufbahn selbst beobachten und herausgefunden haben will, machen Sinn. Aber sind wir mal ehrlich: So geht es allen guten Verschwörungstheorien. Und dennoch trinken Tupac und Elvis vermutlich gerade nicht irgendwo gemeinsam einen Kaffee und die Amerikaner waren vermutlich doch auf dem Mond. Aber für mich persönlich habe ich nach dieser Urlaubslektüre entschieden, dass es, wenn auch nur eine von Davis‘ Theorien wirklich stimmt, den Versuch wert ist.
Zum Beispiel, um meine anhaltende Müdigkeit zu bekämpfen, den dicken Blähbauch nach dem Mittagessen oder die unkontrollierten Kuchen-Orgien zu vermeiden. Und so startete ich weizenfrei ins neue Jahr.
Den meisten Bammel hatte ich im Vorfeld meines kleinen Experiments, vor den angekündigten Entzugserscheinungen. Die treten laut Davis zwar nicht bei allen abstinenten Weizenessern auf, könnten bei einigen von ihnen jedoch sogar denen von Alkohol- oder Drogenabhängigen ähneln. Wobei wir auch gleich beim nächsten Punkt wären, mit dem der Autor mich kriegte. Denn auch wenn der Titel „Weizenwampe“ vermutlich hauptsächlich jene Leser locken soll, die bisher erfolglos in Richtung Strandfigur futterten, geht es in diesem Buch nur am Rande ums Abnehmen. Vielmehr geht es ganz allgemein um die körperliche Gesundheit, der ein fitter Körper ja nur zuträglich ist.
Davis geht in seinen, teilweise wirklich äußerst dramatisch formulierten Thesen tatsächlich so weit, die körperlichen Reaktionen auf Weizengenuss mit der Wirkungsweise von Drogen zu vergleichen. Mit seiner Meinung nach erschreckenden Parallelen. „Kann doch gar nicht sein!“, dachte ich anfangs, meinen Vollkornkeks mümmelnd. Gefolgt von einem weiteren. Und dann noch einem. Apropos Vollkorn: Vollkorn ist angeblich genauso böse wie jede andere Form von Getreide. Nur dass sich das Vollkornbrot den gesunden Superheldenmantel über sein teuflisches Weizen-Antlitz geworfen hat. Dahinter stecke – kurze Rückblende zu Tupac und Elvis – übrigens die Weizenlobby. Vollkommen von der Hand zu weisen sind die Zusammenhänge jedoch nicht. Man gehe für den Feldversuch nur einmal bis zum nächsten Supermarkt und suche in den langen Regalreihen nach weizenfreien Lebensmitteln. Eben.
Leider ist Davis in seinen Ernährungsempfehlungen ausgesprochen streng. Überspitzt gesagt: Weizen ist der Teufel, Dinkel und Roggen seine Geschwister und all die anderen Kohlenhydrate wie Reis, Maismehl, Couscous, Bulgur und cokg auch nur Luzifers Gespielen. Als Vegetarier und Halbzeit-Veganer sah ich mich schon verhungern. Bis mir einfiel, dass Schokolade in den allermeisten Fällen weizenfrei ist. Eine fatale Erkenntnis. Aber dazu im ersten Zwischenfazit mehr.
Stay tuned. Stay #glutenfree